Der Dreh mit den Zahlen-Betrug am Tacho wird zum Volkssport
Wer Gebrauchtwagen am Straßenrand kauft, gerät oft in Gefahr ein Exemplar mit manipuliertem Tachostand zu ergattern. Denn, nie war der Betrug mit der Laufleistung so einfach, wie heute.
Durch manipulierte Tachometer bei Gebrauchtwagen entsteht nach Berechnungen von Experten jährlich ein volkswirtschaftlicher Schaden von rund sechs Milliarden Euro. „Deutschland hat mehr finanziellen Verlust zu tragen, als die gesamte Weltwirtschaft beispielsweise durch Piraterie im Meer vor Afrika verkraften muss“, so der ADAC .
Falsche Zahlen-hoher Schaden
Nach Berechnungen des ADAC entsteht jedem Autofahrer, der ein gebrauchtes Fahrzeug mit manipuliertem Tacho kauft, im Schnitt ein Schaden von rund 3000 Euro. Wenn dann noch der Zahnriemen reißt, weil die tatsächliche Kilometerleistung des Autos verfälscht und der Riemen nicht rechtzeitig gewechselt wurde, ist der Verbraucher schnell bei einem Schaden von 10 000 Euro angelangt. Der Blick in das Scheckheft gehört daher zu den wesentlichen Prüfungen vor Abschluß des Kaufvertrages. Wer Zweifel hat sollte sich nicht scheuen, ruhig den betreuenden Händler anzurufen und auf eine Bestätigung der angeblich durchgeführten Arbeiten pochen.
Wundersamer Kilometerschwund binnen Sekunden
Die Manipulation des Kilometerstandes dauert meist nicht länger als 30 Sekunden. Ein Ausbau des Tachos oder anderer Steuergeräte ist nicht erforderlich. Die Geräte, mit denen Manipulationen durchgeführt werden, sind für Laien leicht zu bedienen. Opfer sind fast ausschließlich Gebrauchtwagenkäufer. Sie können sich nicht zuverlässig vor Tacho-Betrug schützen, denn ein Nachweis ist technisch meist nicht möglich. Der ADAC fordert deshalb die Autohersteller auf, für zeitgemäßen Schutz des Kilometerstandes zu sorgen. Nach übereinstimmender Auskunft von Experten würde es nur wenige Euro kosten, um Autos sicherer zu machen. Bei rund drei Millionen Neufahrzeugen, die pro Jahr in Deutschland verkauft werden, entspräche dieser Mehraufwand nur einem winzigen Bruchteil des jährlich entstehenden Schadens.
Strafverfolgung oft zögerlich
Eine weitere Forderung des Clubs ist eine wirksame und flächendeckende Strafverfolgung. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer forderte im April 2011 im Hinblick auf die hohen Zahlen gefälschter Tachostände ein strengeres Vorgehen gegen die Fälscher. Der ADAC ist ebenfalls der Meinung, dass der Druck seitens der Behörden bisher zu gering war, und unterstützt die Forderung des Ministers. Um abzuschrecken, muss zudem die gesetzliche Höchststrafe, insbesondere für Täter, die die Manipulation gewerblich betreiben, deutlich über die heutige Strafandrohung von bis zu einem Jahr hinausgehen. Denn: Tacho-Betrug ist kein Kavaliersdelikt.
Bildquelle: ADAC