Frech im Design – Seat Leon
Sven Jürisch
Seat baut sein Modellprogramm um und erneuert den kompakten Leon. Doch was ist an dem Spanier besser und lohnt ein Umstieg? FiF hat es überprüft.
Nein, wirklich außergewöhnlich emotional sieht der neue Seat Leon nicht aus. Der Fünftürer (eine dreitürige Version kommt im Frühjahr) verzichtet auf Extrovertiertheit. Ein paar neue LED- Scheinwerfer, einige Sicken und Ecken und zum guten Schluss zwei etwas verkniffen wirkende Rückleuchten. Details wie die unsichtbaren hinteren Türgriffe des Vorgängers oder ein ausdruckstarkes Gesicht sucht man bei der dritten Ausgabe des Leon vergebens. Er ist nett anzusehen, aber das ist der Golf, auf dessen nagelneuer Plattform der Seat basiert, auch. Doch der Seat braucht sich deswegen nicht zu grämen, denn seine Talente liegen auf anderen Bereichen. So gestaltet sich der Einstieg, egal auf welchen der vier Plätze durch die weit öffnenden Türen bequem, im Innenraum herrscht viel Platz un der glattflächige Kofferraum bietet mit 380 Litern (Rückbank hochgestellt) das klassenübliche Gardemaß. Ärgerlich nur dass der Seat mit einer ungewöhnlich hohen Ladekante und einem dann sehr tiefen Ladeboden patzt. Da wird das Kistenheben zur Tortour. Und auch wer viel zu transportieren hat, wird sich über die Stufe im Kofferraum bei umgelegter Rückbank nur wenig erfreut zeigen. Da fallen die Sünden in Form der Abwesenheit einer Fernentriegelung der Rücksitze sowie die fehlenden Gepäckhaken kaum noch ins Gewicht.
Innenraum Praktisch und ordentlich verarbeitet.
Qualität, wohin man sieht – Leon Innenraum
Mit dem Seat Leon der dritten Generation richten die Spanier ihr Augenmerk auf eine Optimierung der Innenraumqualität. Hochwertige Kunststoffe, super Spaltmaße und klapperfreie Montage sind aber in der Golf Klasse keine herausragenden Eigenschaften mehr, sondern eine Selbstverständlichkeit, sodass die Frage bleibt, was den Seat in diesem Segment speziell macht. Die Antwort bleiben die Spanier schuldig, denn all das, was man anfasst, ist VW, riecht nach VW und klickt nach VW- besondere Erlebnisse? Fehlanzeige. Da hilft auch die Aufrüstung mit der etwas grell geschminkten FR Top- Ausstattung nichts. Der Seat legt mit roten Ziernähten und sportlichen Sitzbezügen zwar etwas mehr Rouge im Innern auf, doch das spanische Feuer bleibt draußen.
Ergonomie gut, Navigation mit Tücken
Das Verzicht auf extravagante Lösungen auch sein Gutes haben kann beweist der Leon in Sachen Ergonomie. Auch hier regiert die Mutter Volkswagen, doch das ist in diesem Fall kein Fehler. Der Leon bedient sich in nahezu jeder Hinsicht, wie im Schlaf. Alle Hebel und Schalter sitzen da, wo man es vermutet und selbst verborgene Einstellungen in den Untermenüs des Bordcomputer sind einfach aufzufinden. Weitaus weniger glücklich ist Seat mit dem Navigationsgerät unterwegs. Das erstmals mit einem Touchscreen ausgerüstete Gerät rechnet zwar durchaus behände, die Bedienung gibt sich jedoch mitunter sperrig. Hinzu kommt, das insbesondere in Innenstädten die Anzeige der zu fahrenden Route mit leichter Verzögerung eingespielt wird, was mitunter im dichten Verkehr für Irritationen sorgt. Da ist es besser die geforderten 650 Euro Aufpreis zu sparen und lediglich das Media System Plus getaufte Radio samt Kartenslot und Aux-Buchse für 250 Euro zu bestellen und den restlichen Betrag in ein portables Navi neuester Generation zu investieren.
Antrieb in Volkswagen Qualität
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Frech im Design – Seat Leon
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Dynamische Optik – Seat Leon
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Schick auch von hinten – Seat Leon
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Als 3 und 5 Türer – Seat Leon
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Golf mal anders – Seat Leon
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Für lange Strecken – Seat Leon
Das Seat keine eigenen Motoren baut, dürfte sich mittlerweile hinlänglich rumgesprochen haben. Und so ist es kaum verwunderlich, dass sich zum Marktstart ausschließlich bekannte Volkswagen Antriebe unter der Haube befinden. Von 105 bis 184 PS ist alles dabei, was Rang und Namen hat, wirklich benötigt wird jedoch nur die Leistungsklasse zwischen 122 und 150 PS, mit der der Seat, je nach Einsatzgebiet, ordentlich unterwegs ist. Ob Benziner oder Diesel ist dabei Geschmacksache, gut sind beide Versionen. Wer mag, ordert für knapp 2.000 Euro noch einen DSG Automaten mit immerhin sieben Fahrstufen hinzu und freut sich an neben munteren Fahrleistungen auch an geringen Verbräuchen von rund 6,5- 7 Litern. Der am unteren Ende der Preisliste rangierende 105 PS Benziner ist dagegen für den Leon deutlich zu träge, während der 184 PS starke Diesel eher etwas für verkappte Rennfahrer sein dürfte.
Verkaufserfolg ungewiss
Gute Qualität, eine solide Serienausstattung und hohe fahrdynamische Kompetenz, all das zeichnet den neuen Leon aus. Das der Spanier im Schnitt rund 2.000 Euro unter dem Vorbild Volkswagen Golf bleibt mag da als Entscheidungshilfe dienen, den Ausschlag wird es wohl kaum geben. Vielmehr werden die Kunden des Leon in dem Lager zu suchen sein, die eben aus prinzipiellen Erwägungen keinen VW möchten oder die sich von dem Design des Spaniers angesprochen fühlen. Ob das allerdings ausreicht, um , wie von Seat erhofft, das Modell auf ein Niveau von rund 180.000 verkauften Einheiten im Jahr zu hieven mag dahingestellt bleiben.
FiF Fazit: Seat bietet mit dem Leon ab 17.990 Euro ein durchaus veritables Automobil an. Grobe Schnitzer leisten sich die Spanier mit dem praktischen Kompakten nicht, besondere Emotionen weckt der Leon jedoch auch nicht. In der Vergangenheit wurde dieser Style jedoch auch kaum vom Publikum belohnt, sodaß der Rückzug in die Beliebigkeit eventuell der rettende Anker für die arg in Schwierigkeiten geratenen Spanier sein könnte. Besonders zum empfehlen ist im großen Motorenangebot vor allem der 140 PS Benziner, der für jede Gelegenheit die richtige Power bietet.