Seat Ibiza-Knackige Figur, nicht nur am Strand
Sven Jürisch
Die schlechte Nachricht vorweg: Die Emotionen des ehemaligen Seat Werbeslogans „Auto Emocion“ sucht man auch nach dem Facelift des Seat biza vergebens. Wohl nicht zuletzt deshalb entschied man sich bei Seat, den Slogan fortan gegen das Kunstwort „Enjoyneering“ zu ersetzen. Ein Wortgeplänkel- mehr nicht, aber doch schon irgendwie bezeichnend.
Baureihe mit vielen Facetten
Waren kleine Seat Modelle in den 80er Jahren noch schäbig gemachte Fiat Derivate, so hat der jahrelange Einfluss von VW Früchte getragen. Ein Ibiza, gleich ob als Drei-oder Fünftürer oder, wie in unserem Fall, sogar als Kombi, ist ein prima Allrounder. Nach dem aktuellen Facelift gibt’s für alle Familienmitglieder neue Leuchten und Stoßfänger vorne und hinten- das läßt den Ibiza dynamisch und jung wirken. Dazu haben bis auf die Basisversion Reference alle Ausstattungslinien nun Aluminiumräder samt Breitreifen. Doch im Detail hapert es dann doch. Weder wartet der Ibiza mit praktischen Rammschutzleisten auf, noch schwenkt der elektrische Aussenspiegel auf der Beifahrerseite beim Einlegen des Rückwärtsganges in Richtung Bordstein. In der hektischen City zwei wünschenswerte Optionen, die den täglichen Umgang erleichtern würden. Hübsch anzusehende Scheinwerfer und fesche Plastikblenden sind in solchen Situationen keine wirkliche Hilfe. Doch auch wenn diese Detailmängel ärgern, wirklich böse ist man dem Spanier nicht. Er hat einfach diesen unbezahlbaren Charme, der ihm so manchen Mangel nachsehen läßt.
Ibiza Kombi als vollwertiger Familienwagen
Im Alltag überzeugt der Ibiza Kombi, genannt ST. Seien es die bequemen Einstiege samt langstreckentauglicher Sitze, der weit öffnende Kofferraumdeckel oder die leicht um klappbaren Rücksitze. Der Seat gibt sich unspektakulär, aber verläßlich. Dazu paßt, das Seat auf die Verwendung allzu hochwertiger Materialien verzichtet, weshalb sich der Ibiza ST perfekt für den täglichen Kinder, Einkaufen und Hund Marathon eignet. Kleckert mal etwas daneben, nicht schlimm, denn im Seat Ibiza ist alles schnell und leicht zu reinigen. Lediglich Hundehaare saugt der an eine Schulaula erinnernde Teppichbelag magnetisch an und gibt sie auch nicht mehr her. Da ist mühsames Bürsten angesagt, will man nicht binnen kürzester Zeit mit einem Haarkleid im Kofferraum unterwegs sein. Weiterer Wehrmutstropfen: Seat kann für den geräumigen Kombi keine variabel einsetzbare Netztrennwand zwischen Kofferraum und Fahrgastraum anbieten. Ein starres Gitter aus dem Zubehörprogramm muss diesen Mangel derzeit ausgleichen, nur ist das leider ausserordentlich umständlich in der Handhabe. Und wo wir schon beim Meckern sind: Eine geniale Fahrradmitnahmemöglichkeit, wie etwa der ausklappbare Fahrradträger des Opel Corsa, sucht man bei Seat ebenfalls vergebens. Die Zweiräder müssen auf das Dach. Eine schweißtreibende Übung.
Seat Ibiza ST- Ladegitter bringt Sicherheit
Flott unterwegs dank dynamischer Antriebe
Muttis Einkaufskarre eine lahme Ente? Das war einmal. Im Ibiza kommt ein Motorenprogramm zum Einsatz, was es in sich hat. Vom sparsamen 1,2 Liter Dreizylinder Benziner mit 60 PS bis hin zum 143 PS starken Vierzylinder 2,0 Liter Dieselmotor oder gar dem spritzigen 150 PS turbo Benziner, ist für jeden etwas dabei, Besonders überzeugt hat FrauinFahrt der kultiviert laufende 1,6 TDI mit 105 PS. Er hat in allen Lebenslagen genug Dampf, macht in Verbindung mit dem Fünfgang- Getriebe in der Stadt jede Menge Fahrspaß und braucht im Alltag realistische 4,8 Liter Diesel. Mit dem lediglich bei dem 75 PS Diesel und dem 105 PS starken 1,2 Liter Benziner lieferbarem Sparpaket „Ecomotive“ wäre es sicher noch ein paar Prozent weniger. So muß der 105 PS Diesel auf Leichtlaufreifen, Sechsgang-Getriebe und Start Stopp Automatik verzichten. Das trifft auch für das geniale 7-Gang-DSG-Getriebe zu. Gibt es nur bei den stärksten Versionen, was leider speziell im Stadtgewühl der Großstädte etwas für Verdruß sorgt, denn längst sollte das Automatikgetriebe kein Privileg der teuren Autos mehr sein.
Kleiner Kombi -großer Preis?
Wer den Ibiza ST ordert, erhält ein ordentlich verarbeitetes Auto mit einem hohen Sicherheitsstandard. Doch war Seat einst der preiswerteste Anbieter im Kleinwagensegment, so halten sich die Spanier mitlerweile in Rufweite der VW-Produkte aus Wolfsburg auf. In der keinesfalls verschwenderisch ausgestatteten „Style“ Version kostet der kleine Spanier als Kombi 18.950 Euro. Das ein oder andere Extra dazu und schon liegt der Ibiza um die 20.000 Euro. Viel Geld, aber auch gut angelegt, wenn man den hohen Nutzwert betrachtet. Und vermutlich hat man den Preis schon längst vergessen, wenn man sich noch immer über die Vorzüge des Ibiza freut.
Seat Ibiza Facelift
FiF empfiehlt: Für jeden Tag ist der kleine Kombi eine tolle Sache. Mit dem 1,6 Liter Dieselmotor ist er gut motorisiert. Etwas Geld wird man bei den in Paketen gebündelten Sonderausstattungen los, aber es lohnt sich. Denn dann wird der Ibiza zum kleinen Luxus für zwischendurch.
FiF gefiel: Sportliche Fahrleistungen, gute Verarbeitung, praktische Details, hochwertige Individualisierungsmöglichkeit, geringrer Verbrauch.
FiF mißfiel: Extras teilweise nur in Paketen, Parkpiepser nur hinten, Sparversion und Automatik nicht mit allen Motoren kombinierbar.